Problempferd

Manchmal bekomme ich Anfragen mit dem Betreff:

„Mein Pferd ist ein Problempferd, ich brauche dringend Hilfe.“

Was passiert bei meinem ersten Besuch eines neuen Kunden?

Ich schaue mir den Stall an und wie das Pferd dort lebt, überprüfe sein Equipment, wie Sattel und Gebiss.
Dann lasse ich mir ausführlich alles zum Gesundheitszustand, der Fütterung und zum Training des Pferdes berichten.
Danach schaue ich bei kleinen Führübungen genau hin, wie der Halter mit dem Pferd umgeht und kommuniziert.

Meine Aufgabe ist es, die Ursache zu finden, wie das Pferd zu seinem neuen Titel „Problempferd“ gekommen ist. 

Würde man z.B. ein Wildpferd, dass sich in seiner Herde, unter seinen Artgenossen und auf großer, natürlicher Fläche bewegt als Problempferd bezeichnen? Eher nicht.

Wird so ein wild lebendes Tier aber gefangen und unter Menschen gebracht, sind die Probleme vorprogrammiert. Aber solch ein Pferd direkt als Problempferd zu bezeichnen ist Unsinn. Dieses Pferd hatte vorher noch nie Kontakt zu Menschen, es kann unsere Sprache nicht deuten, es hat Angst vor uns und der neuen Situation. Wie können wir also erwarten, dass es direkt umgänglich ist und uns blind vertraut?

So ist es aber auch, bei einem neugeborenen Pferd im heimischen Stall. Auch dieses kleine Wesen muss uns erst kennen lernen und uns sein Vertrauen schenken. Hier wird bereits der Grundstein zu einem späteren, problemlosen Umgang gelegt. Lernt das Pferd bereits in seiner sensiblen Phase, dass der Mensch unberechenbar oder ungerecht ist, wird es sich auch als Jungpferd nicht zu unserer Zufriedenheit benehmen und sich selber und uns in gefährliche Situationen bringen.

Jedem Menschen der mit Pferden umgeht sollte klar sein, dass er stets bemüht sein muss, die Pferdesprache zu lernen, damit er korrekt und verständlich mit dem Pferd umgehen kann.

Heute noch werden Pferde ohne Ausweg im Round Pen herum gescheucht, oder hart sanktioniert mit dem Hinweis:
„So machen Pferde das untereinander auch und da geht es viel härter zu.“ 

Ähm Sorry Leute!

 WIR SIND KEINE PFERDE, WIR BLEIBEN MENSCHEN UND SOLLTEN UNSEREN KOPF STATT UNSERE KÖRPERKRAFT BENUTZEN!

Wer Respekt von seinem Pferd erwartet, muss das Pferd erst einmal respektieren.

Wer Vertrauen von seinem Pferd möchte, muss ihm dieses Vertrauen erst einmal entgegen bringen.

 

 

Wer seinem Pferd etwas beibringen möchte muss eine angenehme Atmosphäre ohne Stress schaffen.

Eine korrekte Kommunikation und liebevolle Konsequenz, bringt uns im Zusammenleben voran und schafft eine gute Partnerschaft. Wir müssen uns bei aufkommenden, oder bestehenden Problem und Verhaltensauffälligkeiten immer die Frage stellen: „Was ist geschehen und schief gelaufen, dass ein Pferd sich so negativ entwickelt hat?“

Ungewünschtes Verhalten kann aktiv verursacht worden sein, z.B. durch ungeschicktes Verhalten gegenüber dem Pferd beim täglichen Umgang, grobe reiterliche Einwirkung, falsche Fütterung, unpassendes Equipment, oder Gewalt gegenüber dem Pferd. 

Wir sind mental auch nicht spitze drauf, oder super gelaunt, wenn wir krank sind.
Wer kann da also von seinem Pferd erwarten, dass es Lektionen bei Schmerzen oder Unwohlsein klaglos und willig ausführt?


Gefährliches Verhalten kann aber auch passiv verursacht sein, z.B. durch Vernachlässigung und zu wenig Bewegung oder mangelnde Versorgung. Aber auch inkonsequentes Verhalten seitens des Pferdebesitzers ist kontraproduktiv, denn ein Pferd möchte angeleitet werden und dadurch Sicherheit erfahren, sonst entscheidet es für sich selber, was wieder zu gefährlichen Situationen führen kann.

Die Auswirkungen von Problemen, lassen sich zum Glück verringern und bei dauerhaftem,
alternativen Umgang auch umkehren.

Das Pferd muss vor allem zur Ruhe kommen dürfen und Vertrauen beim Menschen finden.

 Ihr habt ein „Problempferd“? Ich gehe gerne mit euch auf Ursachenforschung!

 Eure Yvonne Rommerskirchen 

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